Branchendialog Fleisch und Wurst Gut gemeint ist nicht gleich gut gemacht

Zu viel Reglementierung sowie eine überbordende Bürokratie: 
Die Fleischbranche kritisierte auf dem 12. Branchendialog Fleisch + Wurst die zu stark behindernden Rahmenbedingungen.

Freitag, 03. Mai 2024 - Fleisch
Jens Hertling
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Bildquelle: Jörn Wolter

Es gibt zu viele Gesetze und zu viel Bürokratie, meinen die Akteure der Fleischwirtschaft. Der Grundtenor des 12. Branchendialogs Fleisch + Wurst, eines Gemeinschaftsprojekts von GS1 Germany, der AMI Agrarmarkt Informations-GmbH und der Lebensmittel Praxis, wurde vor allem in dem Programmblock deutlich, der den aktuellen Anforderungen aus Gesetzgebung und Rechtsprechung gewidmet war.

Vor allem die rechtskonforme Werbung mit Umweltaussagen wird als kommendes Problem erachtet, da bisher einheitliche, konkrete rechtliche Maßstäbe für umweltbezogene Werbeaussagen fehlen. Auch die Gerichte, die sich derzeit verstärkt mit solchen Aussagen beschäftigen, haben noch keine einheitliche Linie gefunden. Die Verwendung „grüner“ Claims sei daher mit Rechtsunsicherheit behaftet, sagte Rechtsanwalt Mathis Breuer. Wer hier vorschnell handele und zu vollmundige oder zu vage und damit nicht nachprüfbare umweltbezogene Werbeaussagen verwende, riskiere wettbewerbsrechtliche Unterlassungs- und Schadenersatzan-sprüche, warnt Breuer. Auch die EU sieht hier Handlungsbedarf und hat den European Green Deal verab­schiedet, in dessen Zuge auch die Diskussion über umweltbezogene Werbung und ein strenges Vorgehen gegen Greenwashing aufkam.

Von Green Claims bis Waldschutz
Der Richtlinienentwurf sieht europa­weit einheitliche, hohe Standards in Sachen Nachweisbarkeit und Kommu­nikation umweltbezogener Werbeaussagen vor. Demnach müssen freiwillige Umweltaussagen künftig vor ihrer Verwendung von einem unabhängigen Umweltgutachter geprüft werden und wissenschaftlich fundiert, belastbar und transparent sein. Auch die Vergabe von Umweltsiegeln durch einen externen Zertifizierungsmechanismus wird mit der Green-Claims-Richtlinie stark reguliert werden.

Sven Bergau, Referent der Deutschen Umwelthilfe, ging in seinem Vortrag auf die EU-Waldschutzverordnung (EUDR) ein. „Diese war längst überfällig, denn noch immer gehen mehr als 16 Prozent der Entwaldung in den Tropen auf unseren Konsum in der EU zurück. Die Regierung muss jetzt dafür sorgen, dass die Verordnung mit ausreichend Personal und vor allem mit Priorität umgesetzt wird.“

Bewusste Ernährung im Fokus
Während Stephan Bechmann das Start-up Marblelution vorstellte, das sich mittlerweile zum europäischen Marktführer im Bereich für Wagyu-Rinder entwickelt hat, berichtete der Personalberater Christian Vaske über die schwierige Aufgabe, geeignete Kandidaten als Führungskräfte für die Fleischindustrie zu gewinnen – und auch zu halten. Henrik Wiedenroth, Nachhaltigkeitsberater bei Lidl, erläuterte, dass der Discounter in Bezug auf das Thema „Transformation“ große Fortschritte gemacht habe. Das Ziel, bis 2026 mindestens 33 Prozent des Frischfleischsortiments der Eigen-marke auf die Haltungsformen 3 und 4 umzustellen, sei bereits erreicht. Das gesamte fest gelistete Sortiment von frischem Rindfleisch wird bis zum Frühjahr 2024 mindestens auf Stufe 3 umgestellt. Analog hierzu setzt Lidl auch bei der Umstellung des restlichen Frischfleischsortiments eigenen Angaben zufolge „auf ein flächendeckendes 5xD-Angebot“. Das bedeutet, dass Geburt, Aufzucht, Mast, Schlachtung und Verarbeitung in Deutschland erfolgen. „Wir stellen fest, dass sich der Markt in Deutschland in Richtung höherer Haltungsformen entwickelt. Die Landwirte fragen uns auch konkret, wie wir das gemeinsam schaffen können.“

Mit einer bewussten Ernährungsstrategie setzte sich das Unternehmen verbindliche Gesamtziele. Ziel sei es, den Kunden bis 2025 ein Angebot für einen bewussten, gesunden und nachhaltigen Lebensstil zu erschwinglichen Preisen zu bieten, so Wiedenroth. Ein wichtiger Schritt in dieser Entwicklung war die kürzlich erfolgte Angleichung der Preise: Nahezu das gesamte Sortiment der veganen Lidl-Eigenmarke Vemondo wurde preislich an vergleichbare Produkte tierischen Ursprungs angepasst.

Damit ist ein Großteil der Vemondo-Produkte zum gleichen Grundpreis wie die tierischen Vergleichsprodukte erhältlich. „Bis zum Jahr 2030 soll der Anteil pflanzlicher Eiweißquellen bei Fleisch-, Eier- und Fischproduk­ten bei Lidl von 11 Prozent auf rund 20 Prozent erhöht werden“, sagte Wiedenroth.

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