Interview IPLC Kunden greifen zu Premium

Zum Start des Eigenmarken-Liebling 2024 prognostiziert IPLC die anhaltende Profilierung von Private Label und Zuwachs in wichtigen Segmenten.

Dienstag, 16. April 2024 - Management
Andrea Kurtz
Artikelbild Kunden greifen zu Premium
Bildquelle: Annette von Critters/Carsten Hoppen

Wie stellt sich der Eigenmarken-Markt derzeit dar? Immer noch ungebrochen stark?
René Dolata: Mit einem Marktanteil von 45,5 Prozent zeigten sich Eigenmarken 2023 wieder sehr stark. Das Wachstum resultiert dabei nicht mehr nur aus den Preiseinstiegs-, sondern auch vermehrt aus den Premium-Handelsmarken, wenn auch noch auf kleiner Basis. Tendenziell lässt sich aber aus den Entwicklungen ableiten, dass viele Kunden, die aufgrund des Preisschocks panikartig von der Herstellermarke zur Preiseinstiegs-Handelsmarke gewechselt sind, inzwischen Private Label aus Überzeugung kaufen.

Was bedeutet das derzeit für die Herstellermarken?
Sonja Jacobs: Eigenmarken schaffen es, Käufer von Herstellermarken von ihrer Qualität zu überzeugen, so dass sie in der Folge dann zu Mittelpreis- oder sogar Premium-Handelsmarken zu greifen. Auf Seite der Herstellermarken leiden darunter insbesondere die weniger stark profilierten Mittemarken.

Diese Entwicklung wird weitergehen?
Jacobs: Mittel- und langfristig ist zu erwarten, dass sich diese Verschiebung der Marktanteile verfestigt und sich Eigenmarken und Herstellermarken den FMCG-Umsatz ungefähr hälftig aufteilen. Das European Supermarket Magazine prognostizierte für die sechs größten Volkswirtschaften in Europa sogar einen Handelsmarken-Marktanteil von 55 bis 65 Prozent in den nächsten fünf Jahren.

In welchen Kategorien zeigt sich der größte Boom?
Dolata: Tatsächlich stellt das Convenience-Segment mit 16,8 Prozent Wachstum gegenüber 2023 einen wesentlichen Treiber für den Gesamterfolg der Eigenmarken dar. Dieser Trend war aber schon vor der Erhöhung der Umsatzsteuer in der Gastronomie spürbar. 
Jacobs: Die Verbraucher sprechen den Eigenmarken auch in den Segmenten Nachhaltigkeit und Gesundheit besonders hohe Kompetenz zu, sodass auch hier Wachstumsraten zu verzeichnen sind. Dazu kommt: In den noch jungen Warengruppen Vegan/Veggie und Bio hat sich der Handel mit seinen Eigenmarken schon früh positioniert und seine Sortimente profiliert. Herstellermarken haben es hier schwer, sich zu behaupten.

Wird die Verpackung wichtiger?
Jacobs: Da die Kosten der Verpackungen oftmals einen großen Anteil der Produktkosten ausmachen, haben sich Hersteller von Eigenmarken bereits frühzeitig kompetent aufgestellt. Handelsseitig werden Nachhaltigkeitsziele ausgerufen, die die Hersteller von Eigenmarken einzuhalten haben. In diesem Spannungsfeld werden immer wieder neue und kreative Lösungen entwickelt, die dann auch in anderen Warengruppen zum Einsatz kommen.

Zu den Personen

Sonja Jacobs und René Dolata (Foto) sind Partner beim 
internationalen Beratungsunternehmen IPLC (www.iplc-europe.com) für Private Label, das Handel, Hersteller und 
Zulieferer berät.