Jahrzehntelang seien der Ernährungsindustrie durch Subventionen falsche Anreize gesetzt worden. So sei es dazu gekommen, dass ungesundes Essen und süße Softdrinks vielfach billiger seien als frische Produkte. „So werden die Armen dafür bestraft, dass sie arm sind", zitiert „Welt Online" aus dem Bericht des UN-Sonderberichterstatters für Ernährung, Olivier de Schutter, den er am heutigen Dienstag dem UN-Menschenrechtsausschuss vorstellt. Eine seiner zentralen Forderungen ist: „Steuern auf Limonaden, salz-, zucker- und fettreiche Lebensmittel erheben, um stattdessen den Zugang zu Obst und Gemüse zu subventionieren."
Außerdem will de Schutter Werbung für Junk Food erschweren. Eine Regulierung für Nahrungsmittel-Marketing sei der „effektivste Weg, um an Kinder adressierte Marketingstrategien für ungesundes Essen zu verbieten" und diejenigen an Erwachsene einzuschränken. Zudem fordert er „Welt Online" zufolge staatlich finanzierte Aufklärungsprogramme – für hoch entwickelte Länder ebenso wie für arme.
Derzeit seien die Ernährungssysteme „zutiefst dysfunktional". „Heute zahlt der Steuerzahler dreimal für die Anleitung zum ungesunden Leben", schreibt de Schutter: Für Subventionen, durch die die Herstellung industriell verarbeiteter Lebensmittel lukrativer wird als der Vertrieb von reinem Obst und Gemüse. Für die Marketingkosten der Branche, die diese von der Steuer absetzen könnten. Und für die Gesundheitssysteme, die durch ernährungsbedingte Krankheiten „unhaltbar hoch" belastet würden.
In der EU gibt es beispielsweise in Dänemark und in Ungarn seit dem vergangenen Jahr schon eine Steuer auf gesättigte Fette. Frankreich hat Anfang Januar eine Steuer auf alle mit Süßstoff oder Zucker angereicherten Getränke, kurz Cola-Steuer genannt, eingeführt.
Im Januar hatte sich Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU) noch gegen eine solche Zucker- und Fettsteuer ausgesprochen. „Ich will den Menschen nicht vorschreiben, was sie essen sollen. Eine Strafsteuer für vermeintlich ungesunde Lebensmittel wird es mit mir nicht geben", sagte sie.
Zucker- und Fettsteuer UN fordern Sonderabgabe
Höhere Steuern auf zucker- und fettreiches Essen sowie weniger Werbung für solche Produkte: Das fordern die UN. Außerdem sollen die Subventionen für die Agrarindustrie abgeschafft werden.
Das könnte Sie auch interessieren
Produkt des Jahres 2024
Top-Themen
Nachhaltigkeit
LP.economy - Internationale Nachrichten
-
Frankreich
Système U wird zu Coopérative U
Der französische Lebensmittelhändler Système U ändert seinen Namen und wird künftig Coopérative U heißen. Das berichtet die Tageszeitung Le Figaro unter Berufung auf eine Pressemitteilung des Unternehmens.
-
Niederlande
Albert Heijn verstärkt Tierschutzmaßnahmen
Albert Heijn investiert bei seiner eigenen Schweinefleischproduktionskette in das Tierwohl.
-
Großbritannien
Arla investiert in die britische Milchproduktion
Der Molkereikonzern Arla Foods will mehr als 300 Millionen Pfund (349,71 Millionen Euro) in fünf Produktionsstandorte im Vereinigten Königreich investieren.