Top 30 Interview mit David Schüppler

Als regionaler Groß- und Einzelhändler zählt L. Stroetmann zu den Top 30 des Lebensmittelhandels. Ein Grund, genauer hinzusehen. Geschäftsführer David Schüppler öffnet „die Türen“.

Donnerstag, 08. März 2018 - Management
Myrjam Dobesch
Artikelbild Interview mit David Schüppler
Bildquelle: L. Stroetmann

L. Stroetmann ist ein Familienbetrieb aus Münster, der regional agiert. Der Umsatz wird von etwa 67 Geschäften erwirtschaftet . Die vier Geschäftsführer legen Wert auf flache Hierarchiestufen und ziehen den persönlichen Kontakt langen Instanz-Wegen vor. David Schüppler erläutert im Interview strategische Ansätze und die Vorzüge kurzer Wege sowie des eigenständigen Handels.

Wo sehen Sie Ihre Rolle im stark konzentrierten deutschen Lebensmittel-Einzelhandel?
David Schüppler: Wenn man sich die Entwicklung der Top 30 des deutschen Lebensmittelhandels der letzten Jahre ansieht, könnte man meinen, wir als regionaler Groß- und Einzelhändler zählten zu einer aussterbenden Spezies. Aber wir sind ein erfolgreicher regionaler Anbieter und agieren als Partner der Edeka nach wie vor gerne im spannenden Lebensmittelhandel, der ja inzwischen viel mehr ist, als nur ‘Ware und Läden‘. Unsere hohe Standortexpertise sowie Bau und Expansion mit eigenen Ressourcen ermöglichen es uns, in der Region solide zu expandieren. Dabei sind wir vielseitig aufgestellt und agieren in den beiden Geschäftsfeldern Lebensmittel, also Groß- und Einzelhandel, Cash & Carry, Großverbraucher, sowie und Agrar mit Saatgut und Heimtiernahrung. Was viele nicht wissen: Als starker Produzent für Saaten und Heimtiernahrung sind unsere Produkte in vielen Regalen des Do-it-yourself -, Lebensmittel- und Drogeriehandels.

Wie bewerten Sie die Entwicklungen im Online-Handel mit Lebensmitteln, welche Konsequenzen leiten Sie für sich daraus ab?
Der Online-Handel konnte sich bisher beim täglichen Lebensmitteleinkauf nicht nennenswert entwickeln. Allerdings scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis sich hier eine erwähnenswerte Konkurrenz etabliert, und sich Verbrauchergewohnheiten verändern werden Wir bemühen uns allerdings immer, nur die besten Standorte in bester Lage zu realisieren. Kompromisse beim Standort sowie die Übernahme von Verwertungsstandorten rächen sich auf Dauer fast immer. Hier ist es hilfreich, wenn man einen langen Atem in der Standortentwicklung haben kann. Parallel beschäftigen wir uns in allen Bereichen unseres Unternehmens mit den diversen Entwicklungen des Online-Handels und testen diese auf Verbraucherakzeptanz.

Welchen Mehrwert möchten Sie dem Verbraucher durch Ihr Store-Konzept bieten?
In der Zusammenarbeit mit unserem Einzelhandelsunternehmer werden Standortgegebenheiten, spezielle Betreiberwünsche und ladenbauliche Entwicklungen in einem Gesamtkonzept zusammengefügt. Wir versuchen, am Puls der Zeit zu sein und arbeiten zusätzlich mit externen Profis. Denn wir möchten unseren Verbrauchern ein überzeugendes Einkaufserlebnis liefern. Damit setzen wir uns vom direkten Wettbewerb spürbar ab. Unser Edeka-Einzelhandelsunternehmer als Partner vor Ort zeichnet sich durch Nähe, Frische und Regionalität aus. Unser Bemühen ist es, unseren Einzelhandelsunternehmer und unsere Filialen mit allen Dienstleistungen zu unterstützen. Häufig experimentieren und entwickeln wir in unseren eigenen E-Centern, um die marktfähigen Konzepte dann unseren Edeka-Händlern anzubieten.

Nutzen Sie die Möglichkeit von ‧Handelsmarken, um sich von Wettbewerbern zu differenzieren?
Selbstverständlich führen wir sämtliche Edeka-Eigenmarken im Sortiment und freuen uns über deren starke Akzeptanz auf Kundenseite. Die Edeka hat hier in den letzten Jahren einen tollen Job gemacht. Diese werden ergänzt durch eine regionale Eigenmarke im Bereich Obst & Gemüse. Das Vertrauen in diese Marke haben wir über Jahre hinweg gemeinsam mit ausgesuchten Landwirten zumeist aus unserer Region entwickelt.

Wie stehen Sie zur Gastronomie im Einzelhandel, nutzen Sie ein solches Angebot zur Kundenbindung?
Ob sich eine Investition in gastronomische Maßnahmen lohnt, ist extrem standortspezifisch. Sie müssen bei einem 800 qm-Markt in einer eher ländlichen Gegend nicht über eine vollbestückte heiße Theke nachdenken. Häufig liegt diese Funktion dann eher bei der angeschlossenen Bäckerei. In städtischen Frequenzlagen sieht das natürlich völlig anders aus. Heiße Theken, Salat- und Sushi-Bars sowie eine echte Gastronomie werden auch für Mittelflächen zur echten Option. Dieses Geschäft muss man aber lernen, denn für den Händler resultiert daraus ein Qualitätsanspruch, eine höhere Spannenerwartung und ein neuer Umgang mit Personal und Abschriften. Die Zahlen des zunehmenden Außer-Haus-Verzehrs im Einzelhandel motivieren uns, das Angebot an den passenden Standorten als echtes Differenzierungsmerkmal einzusetzen.