Corona-Pandemie Dem Handel droht die Maskenpflicht

Trotz guter Vorsätze, im Corona-Herbst 2022 vieles besser zu machen, ist das politische Chaos wieder hausgemacht.

Freitag, 04. November 2022 - Management
Markus Wörmann
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Letzten Montag tagten die Gesundheitsminister der Länder, um über ein einheitliches Vorgehen im Corona-Herbst 2022 zu beraten. Herausgekommen ist dabei wenig Konkretes: Eine Expertenkommission aus den Landesgesundheitsbehörden soll zunächst am 9. und 10. November darüber beraten, welche Schwellenwerte (Inzidenzen, Hospitalisierung usw.) dazu geeignet sind, beispielsweise die Maskenpflicht in Innenräumen und damit auch im Lebensmitteleinzelhandel anzuordnen. Danach will man sich auf eine gemeinsame Linie einigen.

Dass diese Einigkeit erreicht werden wird, darf bezweifelt werden. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) hatte die Forderung aus der Bundespolitik nach einer Maskenpflicht in Innenräumen zunächst zurückgewiesen. Maßstab für Bayern seien nicht „irgendwelche Ratschläge vom Bundesgesundheitsminister aus Berlin“. „Vielmehr werden wir nur dann Maßnahmen verschärfen, wenn sie nach Experten-Ansicht wirklich notwendig und sinnvoll sind“, erklärte Holetschek im Bayerischen Rundfunk. Vorgeprescht war dagegen die Berliner Gesundheitssenatorin Ulrike Grote (Grüne), die bereits einen Tag nach der Konferenz mit ihren Amtskollegen auf das Vereinbarte pfiff und sich schon mal an eine Verschärfung machte, damit aber im eigenen Berliner Senat scheiterte. Jeder kocht sein eigenes Landessüppchen – das dürfte auch mit Schwellenwerten nicht anders werden.

Das sagen die Praktiker
Grundsätzlich hält Jonas Meyer von Edeka Meyer aus Nenndorf südlich von Hamburg eine Maskenpflicht in der Erkältungszeit für sinnvoll, „allerdings nur für Leute mit Symptomen“, fügt er hinzu. Generell findet er wie viele andere, dass der richtige Zeitpunkt für eine Maskenpflicht in Innenräumen schwer auszumachen sei. Gefordert hatten diese Mitte Oktober unter anderem die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) und der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD) mit Blick auf die Überlastung ihrer Mitglieder in Gesundheitsämtern und Krankenhäusern. Und sie wollten die Maskenpflicht sofort.

Doch die föderalen Mühlen mahlen weiter langsam, denn selbst wenn sich die Länder Mitte November auf eine gemeinsame Linie einigen würden, wäre der Corona-Herbst im Grunde schon vorbei. Für Karin Vladimirov von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) heißt es deshalb erst einmal abwarten und dann bewerten, was beschlossen werde. „Entscheidend ist, dass es keinen Flickenteppich geben darf“, fordert die Gewerkschafterin.

Hoher Aufwand für die Märkte
Kontrolle der Maskenpflicht, Security, die Diskussionen mit Kunden … „Alles wäre dann wieder auf Anfang“, erinnert sich Jonas Meyer an die früheren Corona-Vorschriften in den Märkten. So geht es auch Sulaf Ahmed, Inhaber von drei Rewe-Märkten in Berlin, darunter einem im Kiez an der Kurfürstenstraße. „Meine Mitarbeiter trauen sich nicht mehr, die entsprechenden Kunden darauf hinzuweisen“, gibt er unumwunden zu, „wir sind absolut gegen eine Maskenpflicht im LEH, da wir die Umsetzung nicht dauerhaft kontrollieren können.“

Das ist die eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite haben die Marktinhaber auch den Schutz der eigenen Leute im Blick. „Wir sind jetzt in einer Lage, in der wir in einem Zwiespalt mit unseren Mitarbeitern stehen“, erklärt Jonas Meyer. „Einerseits wollen wir nicht immer wieder aufs Neue die Maskenpflicht einführen, andererseits können wir mit einem Kranken- beziehungsweise Quarantänestand von 25 Prozent nicht den Markt über Wasser halten.“ Es sollte grundsätzlich überlegt werden, die starre Quarantänezeit zu überdenken, meint Meyer und fügt hinzu: „Mittlerweile erfährt man immer wieder, dass selbst 3-fach geimpfte Personen mehrfach an Corona erkranken und schwere Verläufe mit sich ziehen – oder eben auch nicht. Es ist einfach individuell von Person zu Person.“

Die Ergebnisse der repräsentativen Studie „Arbeiten 2022“ der Pronova BKK zeigen, dass fast jeder zweite Arbeitnehmer Maskenpflicht und regelmäßige Corona-Tests am Arbeitsplatz präferiert, wenn eine erneute starke Corona-Welle anrollt. Auch ein Lüftungskonzept, weniger Personen pro Raum sowie die Desinfektion von Flächen sind weiterhin erwünscht. 14 Prozent haben allerdings genug von jeglichen Maßnahmen und möchten keinerlei Corona-bedingte Einschränkungen mehr.

Das sagen die Mitarbeiter

Die repräsentative Studie „Arbeiten 2022“ der Pronova BKK, für die im September rund 1.200 Arbeitnehmer ab 18 Jahren befragt wurden, gibt Einblicke in das Sicherheitsgefühl der Belegschaft.

48%

Fast jeder zweite Arbeitnehmer in Deutschland wünscht sich eine Maskenpflicht und regelmäßige Corona-Tests am Arbeitsplatz.

43%

befürworten ein Lüftungskonzept bei der Arbeit. 41 Prozent möchten, dass alle Flächen regelmäßig desinfiziert werden.

35%

Für mehr als ein Drittel der Befragten ist Homeoffice nicht möglich, etwa in Pflegeberufen, der Gastronomie oder im Einzelhandel.

33%

Bei einem positiven Corona-Test kuriert sich jeder Dritte zu Hause vollständig aus, bei einem Infekt sind es nur noch 28 Prozent.

14%

Jeder Siebte hat allerdings genug von jeglichen Maßnahmen und möchte keinerlei Corona-bedingte Einschränkungen mehr.

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