Organisation Die Arbeit digital managen

Tendenziell hat der Handel immer weniger Personal auf der Fläche. 
Da gilt es, die anfallende Arbeit optimal zu verteilen. Digitale Systeme priorisieren Aufgaben und richten sie an den richtigen Mitarbeiter.

Dienstag, 16. April 2024 - Management
Heidrun Mittler
Artikelbild Die Arbeit digital managen
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Schon mal erlebt? Der Leergutrücknahme-Automat piepst. „Da muss mal wieder der Behälter geleert werden“, schießt es Jacqueline, der Azubine aus dem zweiten Lehrjahr, durch den Kopf. Wahrscheinlich ist der Verantwortliche aus der Getränke-Abteilung in der Pause – oder wo auch immer. „Aber warum sollte gerade ich mich erbarmen? Die Kollegen haben auch zwei Hände und können sich kümmern“, denkt Jacqueline, räumt ihr Brotregal weiter auf und ignoriert das nervige Geräusch. Schließlich hat sie in zehn Minuten Pause und will bis dahin noch das Toastbrot aufs Haltbarkeitsdatum gecheckt und aufgefüllt haben.

Die Situation würde sich anders entwickeln, wenn Jacqueline von einem Vorgesetzten die Anweisung bekäme, den Automaten wieder betriebsbereit zu machen: Faust in der Tasche machen, Behälter leeren, Problem gelöst.

Genau diese Anweisung kann über eine Software an die Marktmitarbeiter übermittelt werden. Maximilian Pfestorf, Chief Sales Officer bei React Now, sagt im Gespräch mit der Lebensmittel Praxis, dass sein Unternehmen monatlich bis zu 150 Filialen mit einer solchen technischen Lösung ausstattet. Der Einsatz erfolgt derzeit überwiegend im Discount, aber auch bei Vollsortimentern, zum Beispiel aus der Region Edeka Nord.

Kommunikation erleichtern
React Now hat dazu eine Plattform entwickelt, die unterschiedliche praktische Fragestellungen angeht. Im eben geschilderten Beispiel bekommt zuerst der Ansprechpartner aus der Getränkeabteilung die Nachricht, dass er sich um den Automaten kümmern soll, auf ein MDE-Gerät. Allerdings verneint er die Anforderung, weil er gerade an der Rampe die Lieferung überprüft. Dann informiert das System den nächsten Ansprechpartner in der Kette. Dieser leert den Automaten und gibt eine Rückmeldung, dass der Arbeitsschritt erledigt ist. Der Auftrag kann alternativ auf ein Tablet, ein Handy oder eine intelligente Uhr gesendet werden.

Preisabfrage oder Reinigung anfordern
Weitere Einsatzmöglichkeiten sind zum Beispiel: Die Kassiererin benötigt den aktuellen Preis einer Frucht. Sie fragt mittels eines Tablets bei der Kollegin aus der Obstabteilung an, die den Preis korrekt übermittelt. Das geht erheblich schneller, als wenn sie ihren Arbeitsplatz verlässt, zur Abteilung läuft, wieder zurückeilt.
Oder der Klassiker: Beim Umräumen ist ein Glas auf den Boden gefallen und zerbrochen, der Inhalt ergießt sich auf den Boden. Mithilfe des Programms kann das Kassenpersonal auf Knopfdruck eine Reinigungskraft anfordern. Der Servicemitarbeiter weiß dann bereits, dass er die geeigneten Utensilien mitbringen muss, um nass zu wischen. Häufig genutzt wird zudem die Anwendung, wenn ein Storno an der Kasse angefallen ist und ein Verantwortlicher die Transaktion freigeben muss.

Christina Heinz, Marktleiterin des Lehrsupermarktes in der Neuwieder Food Akademie, nutzt die Plattform in der Schule. Als Vorteil nennt sie, dass zum einen immer direkt der richtige Ansprechpartner „angemorst“ wird. Und dass die Kunden die interne Kommunikation nicht zwingend mitbekommen. Ganz anders als beim wohlbekannten Ausruf übers Ladenmikrofon: „Hallo, Frau Müller bitte an Kasse 2.“

React Now erhält für Software und Systembetreuung eine monatliche Gebühr. Im Gegenzug verringern sich die Ausfallzeiten, die Kunden- und auch die Mitarbeiterzufriedenheit steigen, so der Dienstleister.

Günstiges Handy für Mitarbeiter
Ein sogenanntes Task-Management-System bietet auch T-Systems Communications an, eine Tochter der Telekom. Im Komplettpaket gibt es neben Software auch Endgeräte wie die Eigenentwicklung „T-Phone“ oder ein Tablet. Beide sind laut Telekom deutlich günstiger als vergleichbare Geräte anderer Anbieter. Die spezielle Mitarbeiter-App soll viele Funktionen ermöglichen: Mit ihr kann der Mitarbeiter bei Arbeitsbeginn einchecken, den Personaleinsatzplan einsehen oder seine Gehaltsabrechnung abrufen.

Kathrin Langkamp von T-Systems ist überzeugt, dass man mit dem Task-Management-System „den Zahn der Zeit getroffen“ hat. Der Lebensmittelhandel zeige großes Interesse. „Damit gelingt es, Prozesse auf der Fläche digital transparent zu machen“, erklärt sie. Bislang liefen viele Arbeiten „auf Zuruf oder wenn sie auf einen Schmierzettel geschrieben werden“.

Ein digitales System bringe Ordnung in die Abläufe. Besonders wichtig sei dabei, dass die Zentrale oder das Marktleiterbüro eine Rückmeldung erhält, wenn die Aufgabe erledigt ist – das spart den Kontrollgang.

75 %

Laufwege kann ein Management-System einsparen.

160

Euro Gebühr fallen in einem Markt mit vier Kassen monatlich an.
Quelle: React Now