Wasgau Für den Kunden noch sichtbarer werden

Das regionale Unternehmen Wasgau wächst im überschaubaren Rahmen. Man investiert dabei zunehmend Geld in eigene Objekte.

Dienstag, 16. April 2024 - Management
Heidrun Mittler
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Bildquelle: Fernando Fath

„Zufrieden“ mit dem vergangenen Jahr zeigt sich Ambroise Forssman-Trevedy, Vorstandssprecher des Wasgau-Konzerns. Das Unternehmen hat den Konzernumsatz um 4 Prozent auf 630 Millionen Euro gesteigert. Der Einzelhandel legte um 3,3 Prozent zu, auf nun 458 Millionen Euro. Dabei muss man berücksichtigen, dass drei Filialen im letzten Jahr geschlossen waren, so Forssman-Trevedy. Die Verkaufsfläche blieb beinahe konstant, einer Neueröffnung in Kaiserslautern stehen die Schließungen in Steinfeld und Pirmasens-Winzeln entgegen.

Gewinn bleibt im Unternehmen
Der operative Gewinn liegt laut Wasgau oberhalb 10 Millionen Euro. Damit sei man „sehr zufrieden“ und peile diese Marke auch weiterhin an.

Das Geld, das man erwirtschaftet, stecke man wieder ins Unternehmen, kündigt Finanzvorstand Thomas Bings an. Er beziffert die jährlichen Investitionen auf über 20 Millionen Euro, das sei auch der Plan für die nächsten Jahre. Interessant dabei: Die Eigenkapitalquote steigt auf gut 30 Prozent.

Man investiere mehr in eigene Immobilien, „weil sich mehr Gelegenheiten als früher ergeben“. Zudem sei die Bonität des Konzerns gut. Noch in diesem, spätestens im nächsten Jahr sollen zwei Eigenobjekte an den Start gehen, in Neupotz sowie in Landstuhl. Insgesamt gehören dem Konzern derzeit 13 Märkte sowie die zentralen Standorte für Verwaltung und Produktion. Dort will man verstärkt selbst Strom mit Fotovoltaik-Anlagen produzieren. Der Strom soll unter anderem in Elektro-Lkw genutzt werden, die ersten Fahrzeuge sind bestellt.

Im Großhandelsgeschäft wurde der Umsatz um 5,3 Prozent auf 172 Millionen Euro gesteigert. Durch die Übernahme des Foodservices der Karlsberg Direkt hat man die Kooperation mit Froneri Schöller ausgeweitet.

„Wir sind immer auf der Suche nach neuen Ideen“, schildert Forssman-Trevedy seine Einstellung. Ziel sei es, für den Kunden noch sichtbarer zu werden. Die gerade eingeführte Wasgau-App ist ein Schritt in diese Richtung. Nach einer „langwierigen Geburt“ – zunächst musste man die Hard- und Software bei allen Kassen tauschen – funktioniere die Anwendung mit Namen „Mein Wasgau“ gut. Über 70.000 Kunden haben sich bereits registriert.

 

Mehr Emotionen auf die Fläche

Wasgau-Chef Ambroise Forssman-Trevedy über neue Konzepte 
des Unternehmens und seine Pläne zu autonomen Stores.
Ambroise Forssman-Trevedy

Viele Händler klagen derzeit über Kaufzurückhaltung der Kunden. Wie läuft es bei der Wasgau?
Forssman-Trevedy: Auch bei uns hat das laufende Jahr etwas zäh angefangen. Gerade bei hochwertigen Sortimenten bremsen die Kunden ihre Kauflaune. Im Cash-and-Carry-Bereich ist unser Gastrobereich klar betroffen, bei den Bäckereien das Feingebäck. In den Metzgereien leiden die hochwertigen Fleischprodukte.

Gibt es auch Bereiche, in denen es aktuell bei der Wasgau richtig gut läuft?
Ja, wir haben eine super Entwicklung in den Bäckereien, zum Beispiel bei Brot oder Brötchen. Es liegt nicht daran, dass der Kunde nicht mehr zu uns kommt. Er macht sich vielleicht nur selbst weniger Freude als früher.

Ist der Markt in Schönenberg-Kübelberg eine 
Blaupause für weitere Wasgau-Standorte?
Wir hatten viele Ideen, um noch mehr Emotionalität als bisher auf die Fläche zu bringen. Wir schauen nun, wie sich einzelne Elemente bewähren, um sie dann gegebenenfalls in neue Märkte einzubringen. Aber bei der nächsten Eröffnung in Rodalben zeigen wir wieder einen traditionellen Markt, im typischen Wasgau-Grün.

Wasgau betreibt einige Märkte in ländlicher 
Umgebung, die man allein nur schwierig wirtschaftlich betreiben kann. Planen Sie Smartstores?
Wir überlegen intensiv, beobachten die Entwicklung von Tegut mit Teo oder von Lekkerland. Die Rewe ist schon weit auf dem Gebiet, und wir denken auf jeden Fall mit in diese Richtung. Darüber hinaus beliefern wir bereits einen Drittkunden, also einen selbstständigen Händler, der mit „Frieda 24“ Smartstores betreibt. Fest steht: Die Konzepte vieler autonomer Stores sind nach heutigem Stand noch sehr teuer.

Wie viel Rewe steckt denn zurzeit in einem 
typischen Wasgau-Markt?
Der größte Teil liegt im Einkauf, etwa zwei Drittel des Sortiments wird über die Rewe Group verhandelt. Das gilt übrigens auch für Möbel, die wir einbauen – 
dadurch bekommen wir günstigere Konditionen. Der Rest, unsere Positionierung, unsere Führung, unsere Regionalität, also wie wir ticken und uns jeden Tag präsentieren, ist und bleibt typisch Wasgau.

Noch einmal zurück zur Gastronomie: Werden Sie Ihr Konzept „Himmel und Herd“ multiplizieren?
Überall dort, wo wir Potenzial sehen, setzen wir das Konzept um, wie im gerade eröffneten Markt in Schönenberg-Kübelberg (siehe Marktrundgang Wasgau). Interessant daran sind die rückwärtigen Bereiche – wir haben die Prozesse auf den Kopf gestellt. Darüber freuen sich die Mitarbeiter, die jetzt kürzere Wege haben.

 

ZUR PERSON
Ambroise Forssman-Trevedy ist seit 2019 Vorstandssprecher der Wasgau Produktions & Handels AG. Zuvor war er bei verschiedenen Discountern tätig.