Für die Jäger von Superfoods ist das 8.000-Einwohner-Städtchen Baiersdorf im bayerischen Landkreis Erlangen-Höchstadt ein bedeutendes Areal, um das sie keinen Bogen machen sollten.
Das findet Matthias Schamel, der in sechster Generation für die meistgekaufte Meerrettichmarke Deutschlands verantwortlich zeichnet. Zugleich ist sie die älteste Meerrettich- marke der Welt. „Meerrettich ist ein Superfood“, betont der Unternehmer im LP-Gespräch und verweist unter anderem auf die zahlreichen gesund-heitlich herausragenden Inhaltsstoffe. „Viel Vitamin C und vor allem das enthaltene Senföl machen ihn so wertvoll“, weiß Schamel.
Doch der Superfood-Charakter ist nach seinem Eindruck noch immer zu wenig bekannt: „Das Potenzial könnte und sollte noch mehr ausgeschöpft werden.“ Am Marktführer soll’s aber nicht liegen, wenn die in Bayern als „Kren“ bekannte Pflanzenart ein wenig unter dem Radar fliegt: Denn Schamel Meerrettich bemüht sich intensiv um mehr Aufmerksamkeit im Lebensmitteleinzelhandel. Der soll auch von den intensiven Aktivitäten auf Instagram profitieren. „Hier ist für uns das Rezepte-Thema ganz wichtig“, erläutert Matthias Schamel. Dadurch solle gezeigt werden, wie vielfältig Meerrettich sei und wie gut er zum Verbraucherwunsch nach Regionalität und Nachhaltigkeit passe.
Sehr regional geht es ebenfalls bei Schamel Meerrettich zu: In Baiersdorf werden die Krenwurzeln täglich frisch gerieben und zu Feinkost verarbeitet. Eines der jüngsten Produkte ist das vegane Meerrettich-Mousse „Superroot“. Das wird mit Mandelmehl hergestellt und richtet sich an die Freunde milder Schärfe. Ebenfalls relativ neu bei Schamel ist der aktualisierte Markenauftritt mit moderneren Gläsern und Etiketten. Eine Hauptrolle spielt dabei laut Schamel die Meerrettich reibende Frau beziehungsweise „Kren-Marie“. Dieses Key Visual soll eine deutliche Blockbildung im LEH-Regal unterstützen.
Die Firma Schamel lässt die bayerische Rohware von rund 50 heimischen Landwirten anbauen, mit denen sie zum Teil bereits seit mehr als 50 Jahren zusammenarbeitet. Letztlich wird der Meerrettich mit dem Siegel „Bayerischer Meerrettich“ geschmückt – eine geschützte Ursprungsbezeichnung im Sinne der Europäischen Union.
„Ausgefallene Variationen“
Noch steht Meerrettich trotz aller Bemühungen im Schatten von Senf. Und die Akteure des Senf-Marktes wollen ebenfalls weiterhin mit Regionalität und Vielfalt überzeugen.
Kristina Honrath, Marketingleiterin Retail Deutschland bei Develey, stellt gegenüber LP fest: „Senfe sind Regionalmatadore. Egal wo man in Deutschland ist – es gibt immer diesen einen Senf, der obligatorisch in den Kühlschränken, den Speisekammern und auf den Tischen steht.“ Grundsätzlich sei der Senfmarkt „von Stabilität gekennzeichnet“, es seien aber dennoch „ausgefallene Variationen“ gefragt. Als ein Beispiel erwähnt Kristina Honrath das Zusammenspiel von Löwensenf aus dem Hause Develey mit der Düsseldorfer Füchschen Brauerei.
Heraus kam ein Löwensenf mit einem Schuss frischem Füchschen Alt. Der wurde im März als Limited Edition im Düsseldorfer Löwensenf Senfladen angeboten und war schnell ausverkauft.
Dass Limited Editions zum Senfmarkt passen, bestätigt auch Produktmanagerin Lina Kerkhove vom Importhaus Wilms. Aus ihrer Sicht kommt es bei der Senf-Vermarktung darauf an, dass in diesem Produkt mehr als „nur“ der klassische Wurstbegleiter gesehen wird. So versucht das Importhaus Wilms bei seiner Senfmarke Maille die Bedeutung für das Kochen herauszuarbeiten. Als Maille-Neuheiten 2024 rückt Lina Kerkhove die Dijonnaise mit aufgepeppter Rezeptur und verändertem Glas-Design in das Zentrum. Außerdem würden im Juni/Juli die handlichen Squeeze-Flaschen eingeführt. Deren neuer Dosierkopf soll eine präzise Dosierung ermöglichen.
